Im Jahr 2008 begann der Deutsche Wanderverband  das Projekt „LET´s GO – Jeder Schritt hält fit“ auf den Weg zu bringen. Ziel war und ist es, allen Menschen Möglichkeiten zur körperlichen und geistigen, auch sozialen Gesunderhaltung zu bieten. Schon das allgemeine zweckfreie Wandern bietet  dem Menschen in der Freizeit  Erholung, Entspannung, Gehen, Bewegung, Geselligkeit, Familienfreundlichkeit, Gehen mit Gleichgesinnten und ungehinderte Freiheit.
Gesundheitswandern ist die wohltuende Entschleunigung des Wanderns, eine Besonderheit des Wanderns und bietet zudem eine gelenkschonende Form des Gehens. Gemächlicher, kürzer, aktiver. Gesundheitswanderungen stellen vor allem eine Reduzierung von Bewegungsdefiziten und Bewegungsmangel in Aussicht.
Gesundheitswandern wird durch die Wandervereine von ausgebildeten und zertifizierten Gesundheitswanderführern kostenlos für Jedermann angeboten, auch in Thüringen. Es liegt aber an den örtlichen Wandervereinen, dass in Thüringen noch nicht flächendeckend  solche Formen des Wanderns angeboten werden. Es fehlt noch an entsprechend geschulten Gesundheitswanderführern.
Eine Gesundheitswanderung ist  meistens ein Rundkurs von 4 – 6 km  und hat dazwischen bis zu acht Stationen, in denen bewegungs-fördernde Übungen durchgeführt werden. Demzufolge ist Gesundheitswandern auch Kräftigung und Stärkung der einzelnen Muskelpartien, sanfte Dehnung und Streckung der Sehnen, Festigung des Koordinations- und Mobilitätsvermögens, auch Schulung des Gleichgewichtsvermögens. Selbstverständlich zielt es auch auf die bekannten Vorzüge des Erlebnisses Wanderns, wie Naturerleben, Gemeinschaft und  Freude.

Gesundheitswandern in Zeulenroda-Triebes
Seit geraumer Zeit biete ich in Zeulenroda-Triebes Gesundheitswanderungen an. Nach zögerlichem Beginn nehmen immer mehr Teilnehmer mein Angebot wahr. Inzwischen fanden bereits zahlreiche Wanderungen im Ostthüringer Raum  statt. Angeschlossen haben sich Männer, Frauen unterschiedlichen Alters, auch Kinder. Ich habe einfache Sportgeräte wie Bälle, Stöcke und kleine Wurfpäckchen eingesetzt, die die Erkenntnis festigen hilft „Bewegung tut gut und macht Spaß“.
Viele der Teilnehmer beteiligen sich schon in Frauensportgruppen oder anderen Freizeitangeboten. Von der Gruppe der anvisierten Menschen, die sich wenig bewegen oder erst eine Hemmschwelle überwinden müssen, sind zu wenige gekommen. Ich bin auch bereit, mit langjährigen Bewegungsmuffeln auf sehr kurzen Distanzen, kombiniert mit leichten Übungen, unterwegs zu sein.

Ein Beispiel lieferte ein Amt in Gera. Frauen, die den ganzen Arbeitstag am Computer sitzen, wurden aufgefordert, an einer Gesundheitswanderung teilzunehmen. Solche Initiativen im Interesse der Gesunderhaltung der Mitarbeiter sollte es in allen Institutionen geben.

Der Deutsche Wanderverband hatte es wohl schon einige Zeit bemerkt, dass es eine Lücke in den Angeboten des Deutschen Wanderverbandes gibt. Die Menschen werden älter, können das Tempo der Wanderungen nicht mehr mithalten, wollen aber ihre Fitness erhalten. Eine wissenschaftliche Studie hat es zudem untermauert, dass sich durch vielseitige Bewegung der Gesundheitszustand der wandernden Menschen erhalten lässt. So wurde das Gesundheitswandern geboren. Im Jahre 2009 wurde das Pilotprojekt „Gesundheitswanderführer“ in Bad Blankenburg als Teil I und in Willingen zum 109. Deutschen Wandertag als Teil II gestartet.

Ich nahm daran teil und war von nun an ein vom Deutschen Wanderverband zertifizierter Gesundheitswanderführer ohne Erfahrung. Sieben Thüringer waren damals bei der Ausbildung dabei. Doch die erhebliche räumliche Entfernung ließ keinen Erfahrungsaustausch zu. Ganz zögerlich begann ich bei den Wandervereinen in Zeulenroda und Greiz erste Übungen zu versuchen. Das war 2010. Doch die aktiven Wanderer waren für gemächlicher, kürzer, aktiver nicht zu begeistern. Sehr, sehr vorsichtig tasteten sich einige Mutige an das neue Phänomen Gesundheitswandern heran. Das war nicht befriedigend. Erst als mich 2012 eine Firma aus Zeulenroda ermutigte, doch zu ihrem Firmenfest eine Gesundheitsstunde durchzuführen und die fast 80 Menschen auf einer Wiese viel Spaß bei meinen Übungen hatten, war ich selbst von meinem Tun überzeugt.

Beim Deutschen Wanderverband setzte sich auch die Überzeugung durch, dass eine einmalige Schulung nicht ausreicht. Sie bot uns noch verbliebenen Gesundheitswanderführern Aufbaumodule an. So gefestigt biete ich seit 2013 regelmäßige Gesundheitswanderungen an. Zuerst monatlich, dann kamen die Aktionswochen 2014 und 2015 und nun treffen wir uns im Sommer aller zwei Wochen und in der bewegungsarmen Zeit im Winter wöchentlich. Ich erlernte immer neue Übungen, kaufte Bälle und Matten, meine Frau strickte kleine Päckchen für Konzentrationsübungen.

Auch etwas Kultur lockert unsere regelmäßige zweistündige Zusammenkunft auf. Wir wandern, wir betreiben sehr ernsthaft Gymnastik, wir sind gesellig. So macht es allen Spaß, in der freien Natur dem eigenen Körper etwas abzuverlangen.

Es ist nur schade, dass es in Thüringen nicht zu regelmäßigen Angeboten von Gesundheitswanderungen durch die Wandervereine kommt. Gesundheitswandern, das kann das Angebot zum niedrigschwelligen Einstieg zum Wandern sein. So kann aber auch der Ausstieg aus einem aktiven Wanderleben erfolgen. Wer Lust hat und sich noch nicht getraut hat, ist bei uns herzlich willkommen.

Wer mehr erfahren möchte, kann im Internet unter www.gesundheitswanderfuehrer.de weitere Informationen nachlesen.

Peter Fleischer
Gesundheitswanderführer